24.09.2021

Wirkungsorientierte Immobilieninvestments und ihre Steuerung

Nicht nur finanzielle Rendite, sondern auch positive soziale und ökologische Wirkungen streben sogenannte Impact Investments an. Während aber finanzieller Erfolg einfach überprüfbar ist, mussten zur Erreichung von Wirkungszielen erst präzise Messinstrumente entwickeln werden, mit denen die erreichten Veränderungen fassbar sind. Auf das Quartier bezogen: Wie lösen Impact Investments bei lokalen Immobilienprojekten auf direkte, systematische Weise positive Veränderungen für die sozialen und ökologischen Bedingungen im Quartier aus und wie ist ihre Wirkung vor Ort messbar- und somit nachweisbar?

Wirkungen auf Zielgruppe und gesellschaftliches Umfeld erfolgen auf verschiedenen Ebenen, die es analytisch sauber getrennt werden können in Outputs, Outcomes und Impact. Im oben gezeigten Bildbeispiel wird die soziale Unterstützung von Elementen wie Gewächshaus für die Allgemeinheit, kleinteilige Gewerbeshops für die Lebendigkeit im Quartier, u.ä. dauerhaft durch ein Quartiersmanagement unterstützt und überprüft. Die geplanten Um- und Neubauten sollen in einem zentral gelegenen, aber von einer alternden Bevölkerung gekennzeichneten Quartier bezahlbaren Wohnraum für Familien schaffen. Teil des Projekts ist die Errichtung einer generationenübergreifenden Begegnungsstätte. Ein Outcome könnte nun sein, dass für alle der Zugang zur städtischen Infrastruktur, etwa die ÖPNV-Anbindung, Dank des Zuzugs besser wäre als zuvor. Oder aber das sozialverträgliche Mietniveau belässt ihnen mehr an verfügbarem Einkommen. Der Impact wäre, dass wachsende soziale Vernetzung im Quartier für eine wachsende Bereitschaft sorgen könne, sich auf lokaler Ebene aktiv und ehrenamtlich zu engagieren. Die Lebensqualität der Anwohnerinnen und Anwohner steigt. Positive Identifikation mit dem Quartier und ein Gefühl des Verwurzeltseins entwickeln sich.

INTERBODEN gewinnt den Wettbewerb zur Revitalisierung der alten Oxford-Kaserne in Münster mit starken ESG- und Impact-Themen: Werkstatt der Wohngruppen, kleinteilige Büroflächen, Gewächshaus auf dem Dach, Wohnen, Büros und Kleinläden unter einem Dach werden durch den Einsatz einer Quartiersapp dauerhaft auf ihre Wirkungen hin überprüft.

Zentral ist hierbei jedoch die Messbarkeit, genauer das Erheben von Indikatoren: Von Wirkung kann nur dann wirklich gesprochen werden, wenn die relevanten Veränderungen kontinuierlich mit zum Projekt passenden, standardisierten und aussagekräftigen Indikatoren (KPI: Key Performance Indicators) erfasst werden. Für Immobilienprojekte im Quartier geeignete Indikatoren sind beispielsweise die »einkommensbezogene Zusammensetzung der Quartierbewohnerschaft« oder die »Erreichbarkeit von wichtigen lokalen Infrastruktureinrichtungen« wie Ärzten, Supermärkten und Bibliotheken.

Die durch Nachhaltigkeitsgesichtspunkte gesetzten Beschränkungen oder Zusatzaufgaben sichern den eigenen wirtschaftlichen Aktivitäten langfristig gesellschaftliche Akzeptanz. Wenn es wirklich darum geht, zukunftsfähige, gemischt genutzte Innenstadtquartiere Realität werden zu lassen, ist gesellschaftliches Vertrauen ein Kapital von besonderer Bedeutung. Investorinnen und Investoren, die bei Projektentwicklung und im Investmentprozess auf eigene Glaubwürdigkeit setzen können und denen man ihr Interesse an ökologischer und sozialer Nachhaltigkeit abnimmt, genießen Handlungsspielräume, die sie ohne diese Legitimierung nicht besitzen würden.

Über den Autor:

Promoviert hat der 1974 geborene Andreas Rickert über Molekulargenetik, doch arbeitete er im Anschluss unter anderem als Engagement-Manager bei McKinsey, Senior Specialist bei der Weltbank und Director in der Bertelsmann Stiftung. 2010 gründete er in Berlin das gemeinnützige Analyse- und Beratungshaus PHINEO, dessen Vorstandsvorsitzender er seitdem ist.
Als Brückenbauer zwischen Wirtschaft, Zivilgesellschaft und Politik zeigt er die Potenziale der Immobilienbranche auf, durch wirkungsorientierte Investitionen nicht nur Profite zu erwirtschaften, sondern zudem zur Lösung gesellschaftlicher und ökonomischer Probleme beizutragen – nicht zuletzt in Form nachhaltig gestalteter Quartierskonzepte.